Interviews mit Studienanfänger_innen: Jessie
Autor_in: Luiza Furtado (UGC)
Studienanfängerin Jessie spricht über die Bewerbung an der Akademie, den Umzug von Australien nach Österreich und ihre ersten Erfahrungen in Wien.
"Ich heiße Jessie, ich komme aus Melbourne, Australien. Ich studiere im Fachbereich Grafik (Kunst und Bild | Grafik), ich male viel mit Öl und bin sicher, dass sich das in den nächsten Jahren erweitern wird. Ich bin in Wien seit Anfang Oktober, so etwa zwei bis drei Wochen. Und ich fühle mich unwohl vor der Kamera."
Luiza: Warum hast du dich für Wien entschieden?
Jessie: Ich dachte, Wien hört sich cool an. Es ist ein ganz anderer Ort als Australien. Ich habe gesehen, dass man kein bestimmtes Deutschniveau braucht, um aufgenommen zu werden, aber nach zwei Semestern muss man den B1-Test machen, was mich angesprochen hat, weil ich Deutsch lernen möchte. Ich habe immer noch nicht das C1-Niveau, das man für andere Universitäten, die ich mir angeschaut habe, braucht. Dieser Aspekt hat mir also gefallen. Ich wollte schon immer eine Kunstuni in Europa besuchen, am liebsten auf Deutsch, denn ich habe es in den letzten Jahren immer wieder angefangen zu lernen.
Luiza: Als du dich für die Bewerbung entschieden hast, was hast du dir davon versprochen?
Jessie: Dass ich mich intensiver mit der Malerei beschäftige. Es ist ein langes Studium, man hat viel Zeit, sich in einer historisch bedeutsamen Universität umzusehen. Ich habe auch in Melbourne Kunst studiert. Aber hauptsächlich während der Pandemie, zwei Jahre davon waren auf Zoom. Ich wollte die Erfahrung einer richtigen Kunstuniversität machen, deshalb bin ich hierher gekommen.
Luiza: Was hast du erwartet und wie war es dann?
Jessie: Ich würde sagen es ist sogar besser als erwartet. Ich finde es toll, dass das Studio 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Und dass es jeden Tag in der Woche die Möglichkeit für Aktzeichnen gibt. Die Leute sind freundlich. Ich mag es, dass man nicht in seiner Jahrgangsstufe oder Abteilung bleiben muss, ich mag die Freiheit, die man hat. Mein Bachelor-Abschluss ist in Zeichnen und Druckgrafik, was jetzt interessant ist, da ich in einer Grafikklasse bin. Ich war im Lockdown, also habe ich während des Studiums keine Druckgrafik gemacht. Aber jetzt kann ich das hoffentlich.
Luiza: Wie sieht es mit deinen Vorlesungen aus? Weil du in Melbourne keinen physischen Kontakt mit der Druckgrafik hattest? Und jetzt ist es das erste Mal, dass du die Werkstätten benutzt?
Jessie: Genau, ja.
Luiza: Wie war der Kontakt mit der Laboreinführung durch die Professor_innen? Wie hat es sich angefühlt?
Jessie: Nun, es ist aufregend. Ich habe noch nicht mit der Druckgrafik angefangen, weil alle Kurse sehr schnell voll waren, die Einführungskurse.
Luiza: Fändest du es gut, wenn jemand neuen Leuten erklärt, wie und wo man sich anmeldet, usw.?
Jessie: Ich mag die Freiheit, aber es scheint, als gäbe es Leute, die einen anleiten, wenn man danach sucht, was toll ist.
Luiza: Hat dir jemand von der Akademie erzählt, bevor du dich beworben hast, oder hast du einfach selbst recherchiert?
Jessie: Ich hatte einen Freund, der hier ein Erasmus-Programm absolviert hat, aber ich glaube, ich habe die Akademie hauptsächlich durch Googeln gefunden. Ich konnte mich komplett online bewerben, was von Australien aus sehr hilfreich war.
Luiza: Wie verlief das Bewerbungsverfahren für dich?
Jessie: Es war irgendwie interessant, weil das Gespräch spät in der Nacht stattfand, wegen der Zeitverschiebung. Ich glaube, ich hatte keine großen Erwartungen. Ich habe eine Mappe mit vielen Bildern gemacht, die ich an der Kunstuni in Australien gemalt habe, und ich hab mich sehr gefreut als ich angenommen wurde.
Luiza: Hast du irgendwelche Tipps für Personen, die sich auf das Bewerbungsverfahren vorbereiten?
Jessie: Zeig einfach viele Arbeiten, stell deine besten Arbeiten an den Anfang der Mappe, damit du die Aufmerksamkeit der Leute auf dich ziehen kannst. Gespräche sind nervenaufreibend, also versuche dich einfach zu entspannen, und denk daran dass diese Leute mit dir sprechen, weil sie deine Arbeit mögen. Ich fand es furchtbar, nächstes Jahr werde ich mich wieder bewerben. Ich war am Boden zerstört, ich dachte, ich hätte etwas gelernt und wäre beim nächsten Mal entspannter.
Luiza: Wie war es bisher, dich in Wien einzuleben?
Jessie: Ich wohne in einer Zweier-WG, also nur mit einer anderen Person. Und ich hatte wirklich Glück, denn ich habe sie letztes Jahr in Berlin bei einem Konzert kennengelernt, durch einen Freund eines Freundes, und habe dann auf Instagram gesehen, dass die Person eine Woche oder zwei Wochen bevor ich hierher kam, ein Zimmer frei hatte. Ich bin sehr glücklich darüber, wie sich das hier entwickelt hat. Es liegt im 16. Bezirk, in der Nähe des Yppenplatzes, das scheint eine gute Lage zu sein.
Luiza: Gibt es etwas, das du schwierig findest in Wien?
Jessie: Die ersten zwei Wochen habe ich hauptsächlich damit verbracht, mich auf mein Visum zu konzentrieren und zu versuchen, die Dinge zu besorgen, die ich brauchte, einfach nur Verwaltung.
Luiza: Hast du irgendwelche Tipps für Leute, die das noch nie gemacht haben?
Jessie: Es fühlt sich nie gut an. Nehmt es euch nicht zu Herzen, es ist so konzipiert, dass es schwierig ist. Es ist das Schwierigste, was ich je gemacht habe.
Luiza: Arbeitest du neben dem Studium?
Jessie: Das werde ich, aber ich brauche eine Aufenthaltsbewilligung, um zu arbeiten, darauf warte ich noch.
Luiza: Was hättest du gerne als Teilzeitjob?
Jessie: In einem Café arbeiten und versuchen, meinen Baristaerfahrungen aus Melbourne nach Wien zu bringen. Das ist auch der beste Weg, um Deutsch zu lernen.
Luiza: Was hältst du vom Wiener Essen? Es ist anders. Australien ist erfrischend, vegetarisch und ja, nicht so viel Wurst. Ja, manchmal Wurst, aber nicht so viel wie hier.
Jessie: Ich bin Vegetarierin, also habe ich noch kein richtiges österreichisches Essen gegessen. Ich hatte zum Beispiel Spätzle. Es ist schwer, aber gut.
Luiza: Was hältst du von der Natur? Inwiefern ist sie für dich anders?
Jessie: Sie ist so anders. Australien hat eine einzigartige Flora und Fauna, alle Bäume sind anders, und alle Vögel klingen anders. Das ist etwas ganz Besonderes, genau wie das Hören verschiedener Vogelstimmen. Ich freue mich darauf, mehr über die verschiedenen Pflanzen und Bäume hier zu erfahren.
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