Rund ums Studieren

Interview mit Studienanfänger_innen: Taylor Marie

Autor_in: Luiza Furtado (UGC)

Taylor Marie kommt ursprünglich aus Atlanta, Georgia, in den USA, und lebt seit fast vier Jahren in Wien. Sie hat ihren Bachelor und Master in Geschichte gemacht und wollte mehr dokumentarisch arbeiten, weshalb sie sich an der Akademie beworben hat. Derzeit studiert sie im Fachbereich für Kunst und Zeit I Video (früher: Video und Videoinstallation) bei Dorit Margreiter. 

Luiza Furtado wurde in Brasilien geboren. Sie lebte über 20 Jahre in Rio de Janeiro, wo sie 2021 ihren Bachelor in Industriedesign an der PUC Universität erhielt. Sie studiert in der Klasse für kontextuelle Malerei im Fachbereich Kunst und Bild an der Akademie der bildenden Künste Wien. Luiza Furtados Forschung über intuitiven Tanz verwebt Malerei, weiche Skulptur und audiovisuelle Medien. Sie schafft Stoffkapseln für symbolische Rituale der Ermächtigung und Pflege. Ihre performative Arbeit basiert auf prothetischen Experimenten mit upgecyceltem Textilhandwerk aus einer queerfeministischen Perspektive.

TAYLOR MARIE

Einleitung

Hallo, mein Name ist Taylor Marie. Ursprünglich komme ich aus Atlanta, Georgia, in den USA, und ich bin jetzt seit fast vier Jahren in Wien. Die Bewerbung an der Akademie war für mich interessant, weil es sozusagen eine Entscheidung in letzter Minute war. Ich habe nie eine Kunstuniversität besucht, aber ich war auf der Universität, habe meinen Bachelor und meinen Master in Geschichte gemacht, und ich hatte wirklich Angst, von etwas Akademischem zu etwas Künstlerischem zu wechseln. Ich wollte mehr dokumentarische Arbeit machen. Deshalb habe ich mich beworben. Und dann wurde ich aufgenommen, was für mich überraschend war. Ich freue mich darauf, anzufangen. Ich bin im Fachbereich Kunst und Zeit I Video (früher: Video und Videoinstallation), das von Dorit Margreiter geleitet wird. Bisher war es eine tolle Erfahrung, und es ist ganz anders als in einer traditionellen akademischen Einrichtung. Viel entspannter. Ich kann in meinem eigenen Tempo arbeiten, was ich sehr schätze, und ich fühle mich nicht so sehr unter Druck gesetzt wie an der anderen Universität.

Es ist schön, mit anderen Kolleg_innen in der Klasse zu arbeiten, denn jede Person scheint an verschiedenen Projekten mitarbeiten zu wollen. Und wir haben Arbeiten von Leuten zu sehen bekommen, die schon seit einigen Jahren in unserer Klasse sind. Ich bin also gespannt, wie ich mich weiterentwickeln werde.

Luiza: Wie war der Bewerbungsprozess für dich?

Taylor Marie: Ich war nervös, weil ich nicht wusste, wie man eine Mappe erstellt. Also habe ich mir bei Google ein paar Beispiele angeschaut, versucht, meine eigene zu erstellen, und auch ein Künstler_innen-Statement geschrieben. Der Lebenslauf war einfach, weil ich ihn schon hatte, aber das Statement war eine Herausforderung, weil ich noch nie etwas über Kunst geschrieben hatte. Das war also interessant, aber ein cooler Prozess, um zu lernen und dann die Werke auszuwählen. Ich hatte bereits einen Dokumentarfilm gedreht, den ich als Teil meines Portfolios einreichte, und dann zwei Kurzfilmprojekte, an denen ich in meiner Freizeit arbeitete.

Ich habe ein paar Videoprojekte für meine Mappe eingereicht, und das war gut. Ich wurde von zwei verschiedenen Studios ausgewählt, und dann hatte ich ein Interview auf Zoom. Ich kenne ein paar Freunde, die ihre Interviews persönlich geführt haben, aber ich hatte diese Erfahrung nicht.

Ich hatte das Zoom-Interview mit den beiden Assistent_innen und der Professorin und sie stellten Fragen zu meinem Portfolio. Außerdem musste ich ein Projekt für das Gespräch vorbereiten. Ich habe kein Video gemacht, sondern ein Konzept. Ich habe meine Idee skizziert und eingescannt, um sie mit ihnen zu teilen. Sie schienen es zu mögen, und ein paar Wochen später wurde ich angenommen.

Luiza: Wie hast du dich zwischen den beiden Fachbereichen entschieden, bei denen du aufgenommen wurdest?

Taylor Marie: Ich habe mich für den Fachbereich Kunst und Zeit I Video entschieden, weil die anderen Studiengänge eher theoretisch sind und ich bereits einen ziemlich starken theoretischen Hintergrund habe.

Luiza: Wie war es für dich, von den USA hier her umzuziehen? 

Taylor Marie: Ich bin 2020 hierher gezogen, zu Zeiten von COVID. Jetzt ist es anders, aber der Umgang mit den Einwanderungsbehörden war nicht einfach. Es war sehr schwierig und ich musste zurück in die USA gehen, einen neuen Antrag stellen und dann wieder hierher kommen. Das war frustrierend. Mein wichtigster Tipp ist, so früh wie möglich damit anzufangen. Sobald man eine Zusage erhält, sollte man nicht warten und sofort einen Antrag stellen. Ich habe den Antrag gestellt, als ich hier ankam, und dachte, drei Monate würden ausreichen. Aber das war nicht der Fall. Und dann musste ich wieder von vorne anfangen, das war nicht gut. Man braucht einen gewissen Geldbetrag, also empfehle ich, sich nach Ressourcen umzusehen oder mit den Lehrenden oder der Studerendenvertretung (ÖH) in Kontakt zu treten und sie um Hilfe zu bitten. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, eine Weile zu warten und geduldig zu sein. 

Luiza: Als du dich hier beworben hast, deine Erwartungen versus die Realität, was waren deine ersten Eindrücke?

Taylor Marie: Es ist lustig, denn ich habe ein paar Freund_innen, die in einer Malereiklasse hier studieren, und auch einen Freund, der bereits in meinem Fachbereich war. Sie sagten mir, dass man entspannt sein kann, nicht so gestresst sein muss und sich Zeit für die ECTS nehmen soll. Jede Universität, die ich bisher besucht habe, war immer sehr streng. Ich bin also an strenge Strukturen gewöhnt. Als sie mir das sagten, habe ich ihnen nicht wirklich geglaubt, und dann kam ich hierher, und es ist genau so. Cool ist auch, dass man hier Kurse belegen kann, die nichts mit dem Studio zu tun haben. Ich belege zum Beispiel einen Aktzeichenkurs, weil ich mich für das Zeichnen interessiere. Ich bin nicht gut im Zeichnen, ich wurde nicht wegen meiner Zeichnungen aufgenommen, aber ich habe den Kurs trotzdem belegt, und das ist kein Problem. Man kann sich also in verschiedenen Medien und Räumen ausprobieren. Es ist nicht überwältigend strukturiert.